IT-Strategie
Die 2021 aktualisierte IT-Strategie der bayerischen Hochschulen definiert Rahmenbedingungen und gibt Handlungsempfehlungen, um eine fortlaufende, kooperative und umfassende Erneuerung sowie Optimierung der informations- und kommunikationstechnischen Infrastruktur, Dienste und Prozesse der Hochschulen zu gewährleisten. Sie schreibt den Weg fort, die digitale Transformation der Hochschulen in Forschung, Lehre und Verwaltung international wettbewerbsfähig auszugestalten.
Eckpunkte der IT-Strategie
- die Priorisierung von 12 Strategie- und Entwicklungsfeldern (zu den Handlungsfeldern)
- die Einführung von hochschulübergreifenden IT-Services (HITS)
- die Weiterentwicklung der IT-Governance der bayerischen Hochschulen
Die kooperativ entwickelte IT-Strategie der bayerischen Hochschulen unterstützt damit die Weiterentwicklung der IT-Strategie einer einzelnen Hochschule. Sie soll die bayerischen Hochschulen dabei unterstützen, die vielfältigen, komplexen und stetig steigenden Anforderungen durch die Digitalisierung kooperativ zu bewältigen sowie Synergien durch gemeinsame Projektbearbeitung und gegenseitigen Austausch schaffen.
IT-StrategieHandlungsfelder
Gemäß IT-Strategie der bayerischen Hochschulen beschäftigen sich die Mitglieder des Digitalverbunds Bayern mit folgenden Themenfeldern:
Grundlegende Entwicklungen
Stärkung der Informationssicherheit
Die zunehmenden Bedrohungen der Cybersicherheit, gesetzliche Compliance-Anforderungen, im Wesentlichen durch das bayerische E-Government-Gesetz bzw. das in Aussicht gestellte bayerische Digitalgesetz, und die zunehmende Digitalisierung der Hochschullandschaft erfordern ein angemessenes Informationssicherheitsniveau an bayerischen Hochschulen. Bei dieser Aufgabe, insbesondere bei der Einführung und Verbesserung ihres Informationssicherheitsmanagementsystems (ISMS) und bei der Erarbeitung konkreter Maßnahmen zur Gewährleistung der Informationssicherheit, werden die Hochschulen durch die Stabsstelle Informationssicherheit unterstützt. Ein konsequenter Betrieb eines ISMS nach anerkannten Standards kann mit den in den Hochschulen vorhandenen Ressourcen zurzeit nicht erreicht werden. Das durch die Stabsstelle IT-Sicherheit entwickelte Hochschulinformationssicherheitsprogramm (HISP) soll innerhalb des Digitalverbundes fortgeführt werden. Es schafft die Grundlage, an den Hochschulen im Rahmen der vorhandenen Ressourcen ein für sie angemessenes Sicherheitsniveau anzustreben, gemeinsame IT-Services zur Informationsversorgung abzusichern und hinsichtlich der Informationssicherheit kontinuierlich zu beurteilen. Mittel- bis langfristig ist an den bayerischen Hochschulen ein ganzheitliches Notfallmanagement zu etablieren. Das Security Operations Center des DFN-Vereins (DFN-SOC) und das Security Operations Center bayerischer Hochschulen (SOC-LRZ) am LRZ werden hierbei einbezogen.
Erfüllung rechtlicher Rahmenbedingungen
Die sich verdichtende rechtliche Regulierung der IT erfordert den Aufbau spezialisierter Expertise. Dies ist mit der Stabsstelle IT-Recht der bayerischen staatlichen Universitäten und Hochschulen eingeleitet. Die Synergie aus der gemeinsamen und IT-fachlich begründeten Rechtsberatung stärkt die Position der bayerischen Hochschulen gegenüber Dritten. Eine frühzeitige rechtliche Beratung ermöglicht es, Hürden leichter zu überwinden, die eine Digitalisierung erschweren. Außerdem werden durch die Rechtsberatung neue rechtliche Herausforderungen in der IT frühzeitig aufgegriffen und die gemeinsame Position etwa zu Datenschutz und Informationssicherheit entwickelt und gestärkt. Auch unter dem rechtlichen Aspekt, die digitale Souveränität zu bewahren, soll die Stabsstelle im Digitalverbund der Hochschulen
weitergeführt werden.
Stärkung der IT-Personalstrukturen
Die bayerischen Hochschulen sind zur Bewältigung der qualitativ und quantitativ steigenden
Anforderungen in einer komplexen System- und Dienste-Landschaft in der Informationstechnologie auf hochqualifiziertes und leistungsstarkes Personal angewiesen. Dies setzt insbesondere in den höheren Qualifikationsebenen die Verfügbarkeit adäquat dotierter, unbefristeter Stellen im Angestellten- und Beamtenverhältnis voraus. Nur unter verlässlichen, nachhaltigen Rahmenbedingungen kann im IT-Bereich eine Personalentwicklung, eingebettet in eine an den Zielen der Hochschule und ihrer fortschreitenden Digitalisierung ausgerichtete Organisationsentwicklung, gelingen. Darüber hinaus erfordern die grundsätzlich knappen Ressourcen und die zunehmenden Anforderungen einen besonders effektiven und effizienten Einsatz des Personals im IT-Bereich. Das bedeutet Spezialisierung, Bündelung und Steuerung des IT-Personals innerhalb der Hochschulen. Eine Arbeitsgruppe des Digitalverbunds beleuchtet darüber hinaus die hochschulübergreifende Definition und Bewertung von hochschultypischen Kompetenzprofilen im IT-Bereich und erarbeitet darauf aufbauend hochschultypunabhängige, wettbewerbsfähige Eingruppierungshilfen, die in Abstimmung mit den zuständigen Stellen für den Hochschulbereich verbindlich anerkannt sind
IT-Infrastruktur und Services
Ausstattung und Optimierung von Betriebsstätten
Jede Hochschule benötigt trotz zunehmender Cloud-Nutzung bedarfsgerecht ausgestattete IT-Betriebsstätten. Anders können sie die sich aus Forschung und Lehre ergebenden, sehr speziellen und dynamischen sowie zum Teil experimentellen Anforderungen nicht decken. Für einen wirtschaftlichen Betrieb sind in zentralen Betriebsstätten insbesondere Housing- und Hosting-Angebote für den dezentralen Bedarf aus Forschung und Lehre vorzusehen. Die Ausstattung und die Organisation von IT-Betriebsstätten müssen daher einem hochschulzentral verantworteten Konzept folgen. Dieses Konzept steht im Einklang mit dem Hochschulkonzept und orientiert sich an den wissenschaftlichen Erfordernissen. Zudem müssen die IT-Betriebsstätten hinsichtlich der Technischen Gebäudeausstattung (u.a. energetische Gesichtspunkte, Verfügbarkeitsklassen), der Informationssicherheit und des Datenschutzes kontinuierlich dem Stand der Technik angepasst werden.
Ausbau von Netz und netznahen Diensten
Die Anforderungen an Netze und netznahe Dienste als entscheidende Erfolgsfaktoren für Forschung und Lehre wachsen mit der weiteren Digitalisierung, der steigenden Nutzung cloudbasierter und föderierter Dienste des DFN oder der HITS, einer mobileren Arbeitsweise und der weiteren Internationalisierung der Forschung und Lehre. Garanten für eine moderne, adäquate und stabile Versorgung waren, sind und bleiben die Mitgliedschaft der bayerischen Hochschulen im Verein zur Förderung eines deutschen Forschungsnetzes e.V. (DFN) und die Zusammenarbeit in den Arbeitskreisen Bayerisches Hochschulnetz (BHN) und Netzdienste des Vereins Zentren für Kommunikation und Informationsverarbeitung (ZKI). Die Anforderungen der hochschulinternen Vernetzung und deren Anbindung an das Internet unterscheiden sich fundamental von den Vorgaben der Länder im staatlichen Bereich. Vor diesem Hintergrund ist in den kommenden Jahren ein bedarfsgerechter Ausbau der hochschulübergreifenden und hochschulinternen Netze die Basis für die erfolgreiche Realisierung der genannten strategischen Ziele und den Zugriff auf alle IT-Dienste. Die Erfordernisse der Weiterentwicklung der Netzinfrastrukturen übersteigen die Möglichkeiten der einzelnen Hochschulen und bedürfen nachhaltiger staatlicher Förderprogramme. Der Digitalverbund setzt Akzente zur Intensivierung der Zusammenarbeit bei netznahen Diensten und definiert gemeinsame Mindestanforderungen an den Netzausbau.
Gemeinschaftliche Beschaffung
Die flächendeckende Unterstützung des Hochschulbetriebs mit Informationstechnologie erfordert erhebliche Investitionen für die Beschaffung von Hardware, Software und IT-Infrastruktur-Dienstleistungen. Ein gemeinschaftliches Vorgehen rund um die Beschaffung standardisierter IT-Komponenten und -Dienstleistungen bietet erhebliches Einsparpotential. Die bayerischen Hochschulen beabsichtigen eine Ausweitung ihrer gemeinsamen Rahmenverträge sowohl hinsichtlich der teilnehmenden Universitäten und Hochschulen als auch hinsichtlich des über Rahmenverträge abgedeckten IT-Portfolios. Sie streben darüber hinaus an, die Beschaffungsprozesse sukzessive, beginnend mit den IT-Rahmenverträgen, zu digitalisieren. Das HITS IT-Beschaffung wird als Teil des Digitalverbundes eingerichtet. Es koordiniert und unterstützt auf institutioneller Ebene die fachlich organisierten Ausschreibungsteams.
Unterstützung von Digitalisierungsanforderungen
Unterstützung von Digitalisierungsanforderungen aus der Forschung mit Forschungsinformationssystemen (FIS)
Die Anforderung, wissenschaftliche Aktivitäten vergleichend darzustellen, Forschungskooperationen politisch und öffentlich sichtbar zu machen und Drittmittelprojekte zu verwalten gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die Kerndaten zu diesen Aufgaben müssen hochschulübergreifend einheitlich verfügbar und vernetzbar sein. Das heißt, Hochschulen müssen immer häufiger datengestützte Berichte über ihre Forschungsaktivitäten in verschiedenen Kontexten bereitstellen, und können diese in zunehmendem Maße auch selbst strategisch nutzen, um Mehrwerte zu generieren. Forschungsinformationssysteme (FIS) sind prädestiniert, diese Anforderungen an bayerischen Hochschulen zu erfüllen und somit ein integraler Bestandteil der Forschungsinfrastruktur zu sein. Bei der Einführung und Nutzung von FIS an Hochschulen ist durch den Digitalverbund ein hochschulübergreifendes standardisiertes Vorgehen anzustreben. Standards zur Abbildung und zum Austausch der Daten, wie der Kerndatensatz Forschung (KDSF), sind bayernweit einzuhalten. In jedem Fall ist die Möglichkeit eines einfachen hochschulübergreifenden Datenaustauschs sicherzustellen und eine Integration mit Hochschulverwaltungssystemen vorzusehen.
Unterstützung von Digitalisierungsanforderungen aus der Forschung durch ein Forschungsdatenmanagement (FDM)
Die Wettbewerbsfähigkeit und das Innovationspotential der Forschung und Entwicklung hängen unmittelbar mit der effizienten Nutzung von auch digital verfügbaren Forschungsdaten zusammen. Es gibt eine hohe Dichte von Vorgaben in Bezug auf den Umgang mit Forschungsdaten. Insbesondere die Effizienz ist derzeit besonders durch kleinteilige Strukturen und Projekte, befristete Finanzierung und mangelnde Strukturierung nicht gegeben. Die Vielfalt der Fächerkulturen und Vorgaben erfordern darüber hinaus Hochschulkonzepte zum Forschungsdatenmanagement (FDM), die eine enge Zusammenarbeit der bayerischen Hochschulen, eingebettet in nationale und internationale Initiativen, vorsehen. Daher ist die Unterstützung des FDM eine Kernaufgabe aller Hochschulen, die vermittelt und technisch unterstützt durch den Digitalverbund kontinuierlich auszubauen ist, um den gesamten Forschungsdatenzyklus abzudecken. Für die Zusammenarbeit zur Ergänzung der lokalen Angebote bieten sich alle Ebenen an: Qualifizierung der Forschenden, Erarbeitung von Konzepten, Bereitstellung und gemeinsamer Betrieb der technischen Infrastruktur sowie Mitwirkung bei der Standardisierung insbesondere der Daten einschließlich der erforderlichen Schnittstellen.
Unterstützung von Digitalisierungsanforderungen aus der Lehre mit Lehr-, Prüf- und Lernmanagementsystemen
Die Lehr-Strategie der bayerischen Hochschulen der Vizepräsident:innen Lehre setzt den Rahmen für den Themenbereich Lehr-, Prüf- und Lernmanagementsysteme. Digitale Lehre ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Strategien zur Verbesserung der Qualität der Hochschullehre. Eine leistungsfähige IT-Infrastruktur stellt das Fundament für die Bereitstellung von digitalen Inhalten sowie die Verankerung von digitaler Lehre in der Hochschule dar. Die Lehr-Strategie ist für die fachbezogenen Themen der Hochschullehre verantwortlich, wobei daraus Anforderungen für den Ausbau der IT-Infrastruktur zu beachten und kooperativ mit dem Digitalverbund abzustimmen sind. Die IT-Infrastruktur ist im Bezug auf die fachlichen Anforderungen der Lehrstrategie für das Lehr-, Prüf- und Lernmanagementsystem kooperativ und ressourcenschonend auszubauen.
Unterstützung von Digitalisierungsanforderungen aus der Verwaltung durch Modellierung, Verbesserung und Innovation von Geschäftsprozessen
Die Hochschulen widmen sich der Aufgabe, eine sukzessive Digitalisierung und damit kontinuierliche Optimierung von Geschäfts- und Verwaltungsprozessen durch verbesserten IT-Einsatz zu erreichen. Wechselseitige Abhängigkeit zwischen den eingesetzten Anwendungen und Systemen erschweren dies jedoch. Für die Umsetzung von Geschäftsprozessen sind daher geeignete Werkzeuge bereitzustellen. Innerhalb des Digitalverbundes kann das Zusammenspiel der Anwendungen und Systeme in gemeinsamen System- und Prozesslandkarten und anhand von Referenzprozessen beschrieben werden, um Optimierungsmöglichkeiten zu identifizieren. Die Abhängigkeit von den konkret eingesetzten Anwendungen muss systematisch im Sinne der Digitalisierung aufgelöst werden. Geschäftsprozessmodellierung, Prozesslandkarten und Referenzprozesse sollten an allen bayerischen Hochschulen etabliert werden und als Grundlage der Digitalisierung dienen.
Unterstützung von staatlichen Digitalisierungsanforderungen aus dem E-Government
Es wird erwartet, dass in den kommenden Jahren eine Vielzahl von regulatorischen oder organisatorischen Vorgaben zur digitalen Öffnung von bürgernahen Verwaltungsverfahren einen großen Einfluss auf die einzelnen Hochschulen als öffentliche Einrichtungen, aber auch auf das Zusammenwirken der Hochschullandschaft als Ganzes haben wird. Das betrifft in erster Linie Verfahren, die den Bürger, der nicht gleichzeitig Mitglied einer Hochschule ist, adressieren. Aus der Erfahrung der Digitalisierung einer Vielzahl von Verwaltungsverfahren zeigt sich, dass für die Umsetzung von übergeordneten E-Government-Anforderungen ein hochschulübergreifendes, bürgernahes Vorgehen förderlich ist. Es wird langfristig erforderlich sein, die Umsetzung von E-Government-Anforderungen nicht nur lokal, sondern auch im Digitalverbund zu adressieren. Im Digitalverbund werden adäquate Maßnahmen und Empfehlungen zur Abstimmung, Steuerung und Bereitstellung von gemeinsamen E-Government-Angeboten erarbeitet. In diesem Zusammenhang ist es erforderlich, Repräsentanten des Digitalverbunds in einschlägige Gremien zu entsenden und Arbeitsgruppen einzurichten. Ebenso wird der Digitalverbund bei Bedarf die Einrichtung von HITS für die Erbringung gemeinsamer E-Government-Leistungen vorantreiben.
Weiterentwicklung von Bibliotheksverwaltungssystemen
Der Erfolg von Forschung und Lehre an den bayerischen Hochschulen hängt entscheidend auch von einer guten und fortschrittlichen Informationsversorgung ab. Eine wesentliche informationstechnische Grundlage hierfür ist das Bibliotheks(verwaltungs)system der Hochschulen, welches die digitalen und analogen Medien erschließt sowie auffindbar und verfügbar macht. Die Informationsbereitstellung an Hochschulen ist eine entscheidende Aufgabe und muss mit fortschrittlichen IT-Systemen und Lösungen weiterentwickelt und ausgebaut werden. Der informationstechnische Anteil dieser Lösungen hat Einfluss auf die Informationsverarbeitung aller Hochschulen im Digitalverbund. Der Digitalverbund sieht es als seine Aufgabe, informationstechnische Weiterentwicklungen der Bibliotheksversorgung an Hochschulen im Vorfeld zu prüfen und zu bewerten.